Ich habe mit 15 Jahren im öffentlichen Dienst angefangen. Dort wurde zu der Zeit noch sehr viel Alkohol getrunken. Da die Kollegen alle viel älter waren als ich, wollte ich natürlich mithalten. Wir bzw. ich hatte ja auch immer einen Grund zum Trinken, im Sommer zu heiß, im Winter zu kalt, dann hatte es geregnet. Dann später als ich verheiratet war, die Ehefrau hatte schlechte Laune, die Kinder waren zu laut, und und und , es gab immer einen Grund. So dachte ich damals. 1977 ist für uns alle ( ich habe noch 3 Geschwister ) unerwartet meine Mutter verstorben, was mich sehr heruntergezogen hat. Bin dann sehr oft angetrunken nach Hause gekommen.
Diese Zeit war der Grundstein für mein ganzes späteres Leben und meine Karriere als Alkoholiker. Habe dann aber nach 5 Jahren im Öffentlichen Dienst den Arbeitgeber gewechselt und an einer Tankstelle angefangen, und mich dann einigermaßen gefangen. Also am Tage wurde nicht getrunken, weil mir diese Arbeit auch sehr viel Spaß gemacht hat. Nach wiederum 5 Jahren habe ich dann wieder in den Öffentlichen Dienst gewechselt, weil da ein Straßenwärter gesucht wurde. Dort ging die Sauferei wieder los. In der Freizeit, also nach Feierabend bin ich zu meinen vor mir gepachteten Fischteichen gefahren, um mir dort, wo es ja auch keiner gesehen hat, zuerst ein paar Flaschen Bier genehmigte.
Ich bin dann mit der Zeit immer tiefer gesunken. Ratschläge von der Familie und Bekannten wurden ignoriert. Denn die hatten ja alle keine Ahnung. !!!!!! Da wie ich nachher erfahren habe , mich die Polizei im Visier hatte , habe ich dann was natürlich ist, den Führerschein verloren, denn im Lenkrad meines VW Käfers war ein Geruchsensor, ohne Alkoholgeruch ist der Motor erst gar nicht angesprungen. So mein Reden heute. In der Familie, ich hatte zu der Zeit 2 Kinder, ging es dann auch schnell bergab.
Meine Ehefrau hat mich mit den Kindern verlassen und die Scheidung eingereicht. Ich war jetzt alleine und ganz ganz unten. Ich stand nur einige Zentimeter vor der Gosse.
Zu der Zeit hatte ich aber nacheinander mehrere Monaten in Abstände im Krankenhaus verbracht mit einer schweren Pankreatitis, war immer das gleiche, trocken legen, mit Schonkost wieder das Essen anfangen und dann Entlassen werden. Ich war ja nicht alkoholkrank. Nach einer Woche ging die Sauferei wieder los, und nach einer weiteren Woche oder 2-3 war ich wieder im Krankenhaus, und das ganze ging von vorne los. Nur jedes mal ein anderes Krankenhaus. Jetzt hatte ich ja auch die Zeit zum Saufen, da ich meinen Job in der Zwischenzeit auch verloren hatte, Habe dann nur schwarzgearbeitet, abends das Geld abgeholt, und dann ab in die Kneipe, Alles Versoffen, manchmal an einem Abend 100.00 DM. Am nächsten morgen mit zittrigen Händen, Übelkeit im Magen, einem dicken Kopf, Flasche Bier, ein zwei Korn, dann ging es für einige Stunden wieder. Dann musste nachgetankt werden. Dieses Leben habe ich fast ein ganzes Jahr ausgehalten. Hatte in der Zeit ca. 20 Kilo abgenommen. Als ich das letzte mal in einem Krankenhaus gelegen habe, war da eine zierliche Ärztin die mir gesagt hat, Herr ......, saufen sie ruhig so weiter, ein Jahr, bis das sie den Löffel abgeben schaffen sie noch. Das hatte mir unheimlich zu denken gegeben.
Ich bin dann aus dem Krankenhaus heraus zu einer in unserer Nähe befindlichen Rheinischen Landesklinik gefahren, und habe mich nach einem Termin für eine Entgiftung, und Therapie erkundigt. Mir wurde dann einen Termin in einer Woche angeboten, den ich auch angenommen habe. Freitags morgens wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Als ich wieder nach Hause kam, waren in den Türen andere Schlösser, sodass ich jetzt auch kein Dach mehr über dem Kopf hatte. In der Wohnung war meine Frau mit den Kindern. Ich war ganz unten in meinem Leben angelangt. Keine Familie mehr, kein Dach mehr über dem Kopf, keinen Führerschein, keine „Freunde“ nichts mehr. Meinem Vater konnte und wollte ich nicht mehr unter die Augen treten, meine Geschwister hatten sich von mir abgewandt. Ich war in meinen Augen der ärmste Mann der Welt. Alle wollten mir nur Böses.
Bis Sonntagabend habe ich dann durchgesoffen. Ich hatte mir in einem Hotel ein Zimmer genommen. Montags bin ich dann in die Klinik zur Entgiftung gefahren, wo ich 2 Wochen war. Es war die Hölle für mich, erstens mein Befinden, und dann noch die anderen Patienten, und das Eingeschlossen zu sein. Nach der Entgiftung habe ich mit einer Therapie die zuerst auf 4 Monate angesetzt war begonnen. In den ersten 3 Monaten habe ich überhaupt nichts verstanden, und begriffen, wo ich war. Dann habe ich erst das Denken angefangen. Meine noch Ehefrau kam dann ( es war das einzigste mal das sie mich Besucht hat ) und Berichtete mir das sie von meinem, was ich dachte er sei mein bester Freund, Schwanger sei. Ich habe dann den ich zu dieser Zeit noch getragenen Ehering ausgezogen, und ihn in die Toilette geworfen, und für mich das kämpfen angefangen. Ich wollte Leben. Dann kam der Termin der Scheidung, was mich aber kalt gelassen hat. Ich wusste es gibt kein zurück mehr für mich nur noch nach vorne. In der Therapie lernte ich dann meine zweite Ehefrau kennen, die Tablettenabhängig war, und auch wie ich am Boden zerstört war. Im Januar 1982 ist dann auch mein Vater gestorben. Meine neue Lebensgefährtin hat mich zu dieser Zeit mit rat und tat unterstützt, hat mich an der Hand gepackt, und mir gesagt, nur noch diese Richtung immer gerade aus, nicht rechts oder links. Als wir uns genähert hatten, wurde unser verhalten auch von unseren Therapeuten hinter vorgehaltener Hand gebilligt.
Wir sind dann nach der Therapie zusammen gezogen, in einer für mich neuen Umgebung, mit neuen Freunden, und haben nach sehr langen Überlegungen uns dazu entschlossen, wir beide wollen noch ein Kind, und wir wollen dann aber auch Heiraten, was dann auch beides in Erfüllung gegangen ist. In der Zwischenzeit hatte ich eine Umschulung gemacht, mit einem sehr guten Abschluss, und einen neuen Arbeitgeber gefunden.
Den neuen Kollegen habe ich im Anfang nichts von meiner Abhängigkeit erzählt, erst nach einigen Monaten, zu denen ich vertrauen hatte, und das meine Krankheit nicht sofort an alle weiter erzählt wurde. Ich habe mich dann aber in meiner Freizeit in viel Arbeit verkrochen, Aushilfsjobs, um auch noch etwas dazuzuverdienen, denn mein Sohn war in der Zwischenzeit geboren worden.
Beim Amtsgericht wurde ich als Schöffe berufen, musste aber leider nach 8 Jahren aufhören, da man nur zwei Amtsperioden diese Tätigkeit ausüben darf, kann aber nach 4 Jahren pause weitermachen, was ich, so hoffe ich auch machen kann, denn diese Tätigkeit war zwar oft von der Psyche her sehr anstrengend, aber es hat mein Selbstvertrauen sehr gestärkt, und es hat auch irgendwie spaß gemacht, weil sich in der Zeit auch ein etwas Persönliches verhältniss mit den Richterinnen und Richtern aufgebaut hatte, was aber bei der Urteilsfindung keine rolle gespielt hatte. Denn das ist und bleibt eine ganz ernste Sache. Zu den Kindern aus erster Ehe hatte ich nur wenig oder keinen Kontakt, der dann aber nach einiger Zeit ganz abgebrochen ist, was mir sehr weh getan hat. Ich bin aber trotzdem standhaft geblieben.
Ich hatte wieder eine Familie, und war auf der anderen Seite Glücklich. Meine zweite Ehefrau ist dann aber nach langer schweren Krankheit 1998 verstorben, und mein Sohn und meine ältere Tochter zu der ich wieder Kontakt hatte, haben mir den nötigen halt gegeben, so das ich wieder standhaft geblieben bin. Nach einigen Jahren habe ich dann eine neue Ehe versucht, was aber voll daneben gegangen ist und ich diesmal mit den Nerven am ende war, und eine Therapie in einer Klinik antreten musste. Ich habe heute noch Depressionen und Angstzustände. Sie hatte mich angezeigt, ich hätte Eigentum meines Arbeitgebers im Keller, was sich aber bei einer Hausdurchsuchung durch die Kripo nicht bewahrheitet hatte. Auch hatte sie sich mit Urkundenfälschung mehrmals an meinem Konto bedient. was ich aber zum Glück rechtzeitig gemerkt habe. Sie ist dafür auch bestraft worden, weil die Kripo schnell gemerkt hatte was sie wollte. Sie wollte mich zerstören und am Boden sehen. Aber wieder alles ohne Alkohol. Dann lernte ich meine jetzige Lebensgefährtin kennen. Seit Mai 2004 haben wir eine gemeinsame Wohnung, und wir beide sind sehr glücklich. Den ersten Streit haben wir noch vor uns. Meinungsverschiedenheiten haben wir schon mal, aber das kommt in den besten Familien vor.
Ich habe in all den Jahren gelernt das alles nichts so heiß gegessen, wie gekocht wird, und das Wichtigste im Leben, das miteinander Reden und Leben ist, und nicht nebeneinander herleben. Ich habe aber auch in all den Jahren immer wieder erlebt, das es sehr viele Menschen gibt, die nicht begreifen wollen, das es jemanden gibt der keinen Alkohol trinkt. Da kommen dann immer die für mich sehr dummen Sprüche, wie du trinkst keinen Alkohol, das verstehe ich aber nicht, ein Bier macht doch nix. Was das aber für mich, und auch alle Trockenen Alkoholiker bedeutet, das nur eine Bier, wollen oder können die nicht begreifen. Seit Anfang des Jahres 2006 arbeite ich, nachdem ich meinen Job wegen einer Betriebsschließung verloren habe, und in meinem Alter auch nichts Neues finde, als Ehrenamtlicher Mitarbeiter bei einem Suchtnotruf. Ich kann dort mit meinem Wissen anderen Menschen helfen. Diese Arbeit macht mir viel Spaß. Zu meinen Töchter habe ich auch wieder Kontakt. Eine hat mich als ob nichts gewesen wäre angerufen, und mir mitgeteilt dass ich Opa bin, worüber ich mich riesig gefreut habe. Der erste Enkel für mich, er ist einfach süß.
Das mir meine Kinder verziehen haben, so denke ich, wir haben noch nie darüber geredet, wenn ich es versuche, blocken sie ab, das ich Ihnen durch meine Sauferei die Kindheit ziemlich versaut habe, darüber bin ich natürlich auch sehr froh, habe aber immer noch ein sehr schlechtes Gewissen deshalb, auch nach all den Jahren, den immer, oder sehr oft mit einem besoffenen Vater zu Leben, ist nicht einfach, besonders wenn die Kinder, sie waren bei der Trennung 7 und 10 Jahre, noch so jung sind. Aber sie sind trotzdem ihren weg gegangen, und ich bin auch stolz auf sie.
Zu meinem Sohn habe ich keinen Kontakt mehr, er wird gegen mich aufgehetzt, was mir sehr sehr weh tut, denn zu meinem Sohn hatte ich nie ein Vater Sohn Verhältnis, sondern eher wie gute Freunde. Er wird von seiner Frau und deren Eltern gegen mich aufgehetzt
Also hat der liebe Gott doch in all den Jahren ein Auge auf mich geworfen, und mich nicht fallen gelassen. Dafür bin ich Ihm jeden Tag dankbar. Ich kann aber heute ( mit Stolz ? ) sagen ; ICH HABE BEWUSST DEN LETZTEN ALKOHOL AM 13.01.81 GETRUNKEN.
Es kann sein das ich irgendwann etwas gegessen habe, wo eventuell ein Tropfen? Zur Geschmacksverfeinerung drin war, was will ich aber auch nicht wissen will.
Bei uns wird grundsätzlich nur ohne Alkohol gekocht.
Ich wünsche allen!!!!!!! die Probleme mit Alkohol haben dass diese Menschen ( denn wir sind alle Menschen ) irgendwann das gleiche von sich behaupten können.
Ich möchte mit diesem Bericht auf garkeinen Fall ein Vorbild sein, ich möchte nur viele Menschen davor bewahren, das sie das gleiche was ich durchlebt habe, auch durchleben.
Es gibt soviel Alkoholfreie Getränke, die schmecken sehr sehr gut.
Besonders wenn ihr mit dem Auto oder dem Motorrad unterwegs seit, Finger weg vom Alkohol. Es ist so schnell etwas passiert, und dann werdet ihr und die Opfer im ganzen leben nicht mehr froh
Also im Straßenverkehr grundsätzlich 0.00 % Alkohol.
Einige Sachen habe ich einfach vergessen, oder ich will mich nicht mehr daran erinnern, wie mich z. b. die ehemaligen Saufkumpane bis heute vollkommen ignorieren, weil ich ja nicht mehr mit Ihnen Saufen gehe. Wenn ich das alles noch berichten wollte, wäre das ganze noch ein Blatt länger geworden.
Ich wünsche allen die dieses Lesen, dass sie trocken werden, bzw. trocken bleiben.
Es ist keine Schande ein Alkoholiker zu sein, aber es ist eine Schande nichts dagegen zu tun.
Oft werde ich auch gefragt, wie lange bist du denn schon trocken, wenn ich das denn sage, habe ich das Gefühl es wird mir nicht geglaubt. Aber es ist doch egal wie lange man Trocken ist, ein Jahr, einen Monat, oder eine Woche, oder auch nur einen Tag, egal, die Hauptsache Trocken.
Jeder trockene Alkoholiker ist ein geretteter Alkoholiker.